Wenn mehrere tausend Menschen durch die Straßen Kölns ziehen, denkt der Kölner instinktiv: „De Zoch kütt“, geht vor die Türe und feiert mit – Dieses Phänomen zeigte sich auch wieder am vergangenen Sonntag beim 26. Generali Köln Marathon, der nach dem Karneval schon längst als eine eigene „6. Jahreszeit“ im Kölner Terminkalender fundamentiert ist. Auch dem herbstlichen Kaiserwetter war es zu verdanken, dass hunderttausende Zuschauer am Streckenrand standen und zusammen mit über 30.000 Teilnehmern eine riesige Party feierten.
Unter dieses Partyvolk mischten sich auch zwei LGDler: Anja Meister und Andreas Wagner.
„Für mich ist es das 1. Mal hier in Köln – ich bin riesig gespannt auf die Stimmung an der Strecke hier“ beschrieb Anja Meister ihre Gefühlswelt vor dem Startschuss des Halbmarathons, der allein mit 18.200 Anmeldungen schon im Vorfeld einen neuen Teilnehmerrekord sorgte. Bei frischen 7 Grad, dafür aber unter strahlend blauem Himmel wurden die Halbmarathonis am Ottoplatz am Bahnhof Deutz um 9 Uhr auf die Strecke geschickt und direkt über die Deutzer Brücke auf die Domseite des Rheins geführt. Anja fand trotz dichtem Gewusel recht schnell ihr Tempo, welches sie zunächst auch konstant hielt. Hoch motiviert durch kölsche Partylieder, wehende Flaggen, Konfettikanonen und Sambabands, die selbst die Zuschauer tanzend in Bewegung setzten, genoss sie die stimmungsvolle Strecke entlang den Hot Spots am Neumarkt und dem Rudolf- sowie dem Friesenplatz durch die Veedel Lindenthal und Ehrenfeld. Auch der Blick auf ihre Uhr motivierte die LGDlerin, denn ihre Zwischenzeiten deuteten eine neue persönliche Bestzeit auf 21,0795 km an.
„Bei Kilometer 19 wurde mir plötzlich schlecht, da musste ich gehen“ ärgerte sich Anja im Ziel, welches sie auf dem roten Teppich im Schatten des Doms in 2:07:46 Std. erreichte. „Ich hätte gerne eine neue PB mit aus Köln genommen, die Stimmung war super. Aber es ist halt auch eine Zeit, die ich in letzter Zeit ständig lief“ resümierte sie.
Andreas Wagner, der schon öfters in Köln den Halbmarathon lief, wusste um die einzigartige Stimmung und wollte diese nun erstmalig auf der doppelten Distanz erleben. „Ich wollte mein Berlin Marathon 2023 kopieren“ verriet er seine Renntaktik, denn wie bei seinem Marathondebüt in der Hauptstadt ging er auch seinen 2. Marathon in der Domstadt mit einer 6:00er Pace an. Ehe er auf den Halbmarathon-Parcour traf, lief Andreas zunächst am Rhein entlang eine ca. 6 km lange Pendelstrecke nach Rodenkirchen. Auch er genoss die Stimmung an Streckenrand bei konstant bleibendem Tempo.
Doch bei Kilometer 28 begrüßte ihn der „Mann mit dem Hammer“. „Ich war völlig kraftlos, meine Beine wollten nicht mehr laufen“ beschrieb Andreas, der die nächsten 3 Kilometer meist gehend absolvierte bis zur nächsten Verpflegungsstation – und nahm sich dort eines der dort angebotenen Gels. „Ich kenne mich mit diesen Gels gar nicht aus. Aber schlimmer konnte es ja eh nicht werden“ offenbarte er seine Gedankenwelt – und durchaus, schlimmer wurde es nicht. Im Gegenteil, denn Andreas lief wieder und zog aus diesem Gel solch eine Energie, die ihn während des 8 km langen Abstechers nach Nippes doch wieder auf Bestzeit-Kurs brachte. Ziemlich kräftezehrend, aber dennoch höchst motiviert durch diesen Schub genoss er die letzten Kilometer durch Köln, ehe er seine letzten Kräfte auf der Einkaufspassage – der verlängerten Zielgerade – noch zu einer kleinen Tempoverschärfung mobiliesierte. Der rote Teppich entlockte ihm dann ein paar Freudentränen und lief nach 4:32:28 Std. mit einer neuen Bestzeit ein. „Dass ich so stark nochmal ins Rennne zurück finde und auch meine Berlin-Zeit um eine Minute verbessere, hab ich gar nicht erwatet. Ich bin soooo happy“ strahlte Andreas mit der Sonne am Nachmittag um die Wette: „Der Köln Marathon ist eben keine reine Laufveranstaltung – es ist Jeföhl pur über 42km“
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